Hier gibt’s die passenden Podcast-Folgen:
- #004 Podcast: Warum & wie gewaltfreie Kommunikation dein Leben verändern kann
- #017 Podcast: Hindernisse auf dem Weg zur achtsamen Kommunikation
Auf dem Weg zur einfühlsamen, empathischen Kommunikation gibt es viele Stolperfallen. Die Klassiker heißen: Vorwürfe, Urteile, Verantwortung leugnen, Belohnungen/Strafen und Vergleiche.
Im praktischen Einsatz klingen sie zum Beispiel so:
Die Kennzeichen der „Wolfssprache“ auf einen Blick
Nehmen wir uns einmal die Zeit, den Songtext näher zu untersuchen. Da tummeln sich ganz schön viele Kommunikationshindernisse – lass sie uns einmal der Reihe nach genauer betrachten.
Kommunikationshindernis 1: Vorwürfe & moralische Urteile
Vorwürfe sind Äußerungen, mit denen man jemandem sagt, dass sie/er Fehler gemacht oder sich nicht richtig verhalten hat. Wir analysieren, interpretieren und werten das (Fehl-)Verhalten des Anderen:
- Etikettieren: „Du bist zuverlässig/unzuverlässig, schlau/dumm“, …
- Bewerten, Maßstäbe anlegen, kritisieren:
- „Das hast du gut/schlecht gemacht“ (Ja, auch Lob kann Wolfssprache sein. Dann nämlich, wenn es als allgemeingültige Aussage formuliert wird, obwohl es doch nur eine Einzelmeinung ist (besser: „Ich finde, das hast du toll gemacht.“, noch besser: „Wenn ich dein aufgräumtes Zimmer sehe, macht mich das glücklich, weil mir Ordnung wichtig ist. Danke.“)
- „Ich habe Recht, du nicht.“
- „Meine Worte, Taten und Gedanken sind richtig, deine nicht.“
- „Ich bin das Maß der Dinge und meine Ansichtigen gelten daher auch für dich.“
- „Ich weiß, was gut für dich ist.“
- Analysieren: „Wenn Sie … beachtet hätten, dann …“
- Interpretieren: „Du machst das nur, weil …“
All diese Kommunikationsmuster sind laut GfK-Begründer Marshall Rosenberg tragischer Ausdruck unserer unerfüllten Bedürfnisse. Wir wollen etwas bestimmtes bezwecken, formulieren es aber so, dass es als Drohung, Bewertung oder Kritik daherkommt.
So entsteht entweder Widerstand in unserem Gegenüber. Oder er/sie macht, was wir wollen – allerdings nicht aus Liebe und eigenem Antrieb, sondern aus Angst, Scham oder Schuldgefühlen.
Kommunikationshindernis 2: Vergleich
Der Vergleich ist abwertend und ruft beim Adressaten eine Abwehr- und Verteidigungsreaktion hervor. So sind kein Gespräch auf Augenhöhe und keine liebevolle Verbindung möglich.
Kommunikationshindernis 3: Manipulieren mit Forderung, Belohnung & Bestrafung
Belohnungen und Strafen sind zwei Seiten derselben Medaille: Sie sollen das Gegenüber dazu bringen, etwas zu tun. Und wenn nicht, hat das Folgen. Entweder positiv verpackt: „Wenn du dein Zimmer aufräumst, darfst du fernsehen.“ Oder negativ: „Wenn du dein Zimmer nicht aufräumst, darfst du nicht fernsehen.“ Egal, wie herum man es dreht: Die Forderung dahinter bleibt dieselbe.
- Belohnen: „Wenn du … schaffst, dann darfst du …“
- Strafen, drohen: „Wenn Du nicht sofort ….., dann …“
Und übrigens: Eine Strafe ist nicht dasselbe wie eine Konsequenz! Eine Konsequenz ist eine – oft zwingende – Folgerung (Wenn es regnet, ist die Konsequenz, dass ich nass werde). Eine Strafe ist eine Strafe. Deshalb sollten wir das auch so benennen. Und nicht sagen: „Wenn du dein Zimmer nicht aufräumst, hat das Konsequenzen.“
Kommunikationshindernis 4: Verantwortung leugnen
Oft geben wir die Verantwortung für unsere Gefühle und Bedürfnisse ab:
- An unkontrollierbare Impulse: „Die Weinflasche war schon angebrochen, ich konnte sie ja nicht schlecht werden lassen.“
- An soziale Rollenbilder: „Ich gehe überhaupt nicht gern zur Arbeit, aber ich muss es tun, ich bin der Mann und muss das Geld nach Hause bringen.“
- An Institutionen, an Regeln und Vorschriften: „Mein Chef sagte, ich solle die E-Mail schreiben.“, „Ich kann da nichts machen, so sind die Vorschriften.“
- An Gruppendruck: „Ich persönlich würde ja nicht rauchen, aber wenn alle rauchen – was will man machen?“
- An die Handlung anderer: „Maria hat mich zuerst geschubst!“, „Das ist nur schief gelaufen, weil Sie mir nicht Bescheid gesagt haben.“
Kommunikationshindernis 5: Verallgemeinerung
Verallgemeinerungen wie immer, nie, alle, jede/r oder keine/r sind Pauschalaussagen, mit denen wir ebenfalls Verantwortung abgeben – um klarzustellen, dass nicht wir das Problem sind, sondern der Partner, die Freundin, der Arbeitskollege, die Chefin oder das böse Schicksal im Allgemeinen.
All diese Kommunikationsmuster sind Ausdruck von unerfüllten Bedürfnissen.
Wichtig ist zunächst, ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, dass wir alle diese entfremdete, manipulative und vorwurfsvolle Sprache dann und wann benutzen – schließlich sind wir von Kindesbeinen an davon umgeben.
Bullshit-Bingo: Kommunikationsfallen im Alltag
Hier kannst du gleich mal einen Check-up machen:
Na, erkennst du dich manchmal in solchen oder ähnlichen Aussagen wieder? Und sprechen die Menschen in deinem Umfeld auch manchmal so?
Die Verantwortung für die eigenen Gedanken und Worte übernehmen
Dir das bewusst zu machen ist der erste und wichtigste Schritt hin zu einer neuen, liebevollen und achtsamen Art der Kommunikation.
Schritt 2 heißt dann: Dahinter schauen. Was ist der Grund für den Vorwurf, den Vergleich oder das Urteil, das du gerade ausgesprochen oder gedacht hast? Welche(s) deiner Bedürfnisse ist/sind gerade nicht erfüllt?
Schritt 3: Und was kannst du tun, um das zu ändern? Wie kannst du dir dein Bedürfnis erfüllen? Du hast die Wahl.
Auf welches Kommunikationshindernis möchtest du von jetzt an genauer achten – und es Schritt für Schritt aus deinem Alltag verbannen? ∞