Ostern erzählt eine Geschichte, die sich auch in unserem Inneren immer wieder abspielt: von Verlust und Schmerz, vom Warten im Ungewissen – und schließlich vom Aufbruch in etwas Neues. In diesem Blogartikel wandern wir durch die Ostertage und erkunden ihre tiefere Bedeutung für unsere persönliche Entwicklung. Magst du mitkommen?
Es gibt Zeiten im Leben, in denen wir kaum glauben können, dass es je wieder hell wird. Zeiten, in denen alles stillzustehen scheint und wir uns orientierungslos, verletzt oder leer fühlen.
Vielleicht kennst du solche Momente. Und vielleicht hilft dir gerade dann der Blick auf das Osterfest – nicht nur als religiöses Symbol, sondern als Weg durch die Dunkelheit hin zu neuer Hoffnung.
Gründonnerstag – das Loslassen beginnt

Am Gründonnerstag erinnern wir uns an das letzte Abendmahl – einen Moment tiefer Verbundenheit, aber auch des Abschieds. In der biblischen Geschichte weiß Jesus, was kommt. Er ahnt das Leid, das vor ihm liegt, und bleibt dennoch im Kreis seiner Freunde.
Vielleicht kennst du solche Momente auch: Du spürst, dass sich etwas verändern wird. Du spürst die Spannung und vielleicht auch die Angst vor dem, was kommt.
Gründonnerstag lädt uns ein, trotz allem Zweifel innerlich einen Schritt zurück zu gehen und erst einmal wahrzunehmen, was gerade schwer und ungewiss ist – ohne sofort zu handeln. Einfach da zu sein und in Kontakt zu bleiben mit dir und dem, was ist.
(Und ja, ich weiß, dass das in Wirklichkeit gar nicht einfach ist…)
Karfreitag – die dunkle Nacht der Seele

Karfreitag steht für den Moment, in dem alles zusammenbricht. Für den Tod, den Verlust, das Unausweichliche. Nichts fühlt sich mehr sicher an. Vielleicht kennst du das Gefühl, wenn dir der Boden unter den Füßen weggezogen wird – zum Beispiel durch eine Trennung, eine Krankheit oder eine bittere Enttäuschung.
Es ist die Zeit, in der wir trauern. Um das, was war und um das, was hätte sein können.
Manchmal spüren wir in solchen Momenten eine Schwere, die kaum auszuhalten ist. Alles in uns möchte fliehen, sich ablenken, die Augen verschließen. Doch Karfreitag lädt ein, genau dort zu verweilen. Nicht, um im Leid zu baden – sondern um dem Raum zu geben, was sowieso gerade da ist.
Tränen dürfen fließen. Wut darf da sein. Die Leere darf sich zeigen.
In der Gewissheit: Diese „dunkle Nacht der Seele“ ist nicht das Ende – auch wenn es sich so anfühlt.
Karsamstag – durchatmen zwischen Dunkelheit und Licht

Der Karsamstag ist still. Kein Spektakel, keine Lösung – nur Schweigen und Warten. Dieser Tag steht für den Raum zwischen dem Alten, das nicht mehr ist, und dem Neuen, das sich noch nicht gezeigt hat.
Vielleicht bist du gerade genau dort: im Dazwischen. In einer Phase, in der du nicht mehr weißt, wohin du gehörst oder gehen sollst. In der das Vertraute fehlt – und das Neue noch nicht greifbar ist.
Diese Zwischenzeit kann zäh sein, einsam und verwirrend. In ihr liegt aber auch eine tiefe Kraft. Denn im Rückzug kann das in uns aufatmen und sich neu ordnen, was bisher in der Hektik des Alltags keinen Raum hatte.
In den traumasensiblen Coachingsitzungen, die ich anbiete merke ich immer wieder, dass dieser herausfordernde Zwischenzustand oft besonders unangenehm, aber auch besonders wichtig ist: Das Vertrauen darin, dass nicht alles sofort „gut“, geklärt oder gelöst sein muss. Dass manches erst einmal genug Raum, Zeit und liebevolle Präsenz braucht, um sich ganz von allein zu entwirren und weiterzuentwickeln. Wie ein Samen, der tief in der Erde liegt und sich langsam entfaltet, ohne dass ihn jemand bearbeitet oder antreibt.
Karsamstag erinnert uns daran: Es ist ok, nicht weiterzuwissen und zu erlauben, dass etwas in Ruhe wachsen darf, was wir gerade noch nicht (be-)greifen können.
Ostersonntag – Zeit des Neubeginns

Und dann, vielleicht wenn wir am wenigstens damit rechnen, wird es langsam wieder hell.
Der Ostersonntag bringt Licht zurück in das, was dunkel war. Er erzählt von Auferstehung und Neubeginn.
Dieser Neubeginn muss nicht groß und pompös sein. Er kann sich leise ankündigen, zum Beispiel mit kurzen Freude-Momenten oder einem vagen Gefühl von neuem Mut.
Vielleicht spürst du auch irgendwann so einen ersten zarten Funken davon in dir: einen neuen Gedanken, einen wärmeren Blick auf dich und die Welt, ein Gefühl von „Ah, ich bin noch da. Ich weiß noch nicht wie – aber es geht weiter“. Vielleicht kehrt ein wenig Hoffnung zurück. Nicht naiv und rosarot – sondern echte, geerdete Hoffnung, die aus dem Durchstehen der schwierigen Phase und dem Finden neuer Ressourcen entstanden ist.
Ostern erinnert uns daran, dass selbst nach dem tiefsten Schmerz neue Kraft wachsen kann. Dass wir verwandelt aus der Dunkelheit hervorgehen können – vielleicht etwas weicher, tiefer, mutiger.
Ostermontag – der Weg zurück ins Leben

Ostermontag ist „der Tag danach“. Das Licht ist wieder da – aber es fühlt sich noch nicht selbstverständlich an.
Die Ostergeschichte erzählt von Menschen, die Jesus nicht gleich erkannt haben. Sie waren verwirrt, überfordert, unsicher – so, wie wir es oft sind, wenn wir uns neu ausrichten.
Und das ist ok. Der Weg zurück ins Leben braucht Zeit. Das Vertrauen ins Neue wächst langsam.
Ostermontag lädt uns ein, behutsam wieder ins Tun zu kommen. Kleine Schritte zu machen, die sich vielleicht noch etwas wackelig anfühlen. Und die mit der Zeit sicherer und stabiler werden.
Auch beim Lösen von alter, traumatischer Schwere ist diese Phase der Integration so wichtig: Wie der aufgewirbelte Schnee in einer Schneekugel darf sich alles langsam neu sortieren und finden. Neue Wege dürfen sich zeigen.
In kleinen Schritten können wir die Komfortzone wieder etwas ausweiten. Vielleicht, indem wir etwas ausmisten, was jetzt nicht mehr zu uns passt, indem wir einen Ausflug wagen oder einen lieben Menschen anrufen und den Kontakt wieder vertiefen.
Wir dürfen uns langsam wieder aufrichten und ins Leben zurückfinden – auf neue Weise.
Fazit: Wenn die Nacht am tiefsten ist, ist der Tag am nächsten
Ostern erinnert uns daran, dass Veränderung möglich ist – selbst nach tiefster Dunkelheit. Es geht nicht um schnelle Lösungen, sondern um schrittweise Wandlung. Darum, den schwierigen Gefühlen Raum zu geben und dem Neuen die Chance, behutsam zu wachsen.
Und zu erkennen: Der Weg durch Karfreitag und Karsamstag ist manchmal nötig, bevor Ostersonntag und -montag spürbar werden.
Schritt für Schritt findet das neue Licht seinen Weg.
Ich wünsche dir frohe Ostern!