Gewaltfreie Kommunikation trainieren mit deinem Atem — #12 Podcast+Blog

Was dein Atem mit achtsamer Kommunikation zu tun hat? Mehr, als du denkst. In diesem Beitrag zeige ich dir, wie du deinen Atem als einfaches und jederzeit verfügbares Trainingsgerät nutzen kannst, um deine Kommunikation bewusster zu gestalten – und warum er sich perfekt mit den vier Schritten der Gewaltfreien Kommunikation verbinden lässt.


 Hier kannst du die Folge anhören (erschienen am 03.12.2019):


So du zerstreut bist, lerne auf den Atem achten.

Buddha

Der Atem – dein unterschätztes Super-Tool für achtsame Kommunikation

Achtsam zu sprechen ist nicht einfach nur eine schöne Idee – es ist ein Weg. Und wie jeder Weg beginnt auch dieser mit einem ersten Schritt. Oder besser gesagt: mit einem Atemzug.

Denn achtsame Kommunikation fällt uns oft gar nicht so leicht. Viele von uns haben von klein auf gelernt, einfach draufloszureden, ohne genau zu merken, wie wir sprechen – mit uns selbst, aber auch mit anderen. Wir denken nicht über jedes Wort nach. Müssen wir auch nicht. Aber: Wir dürfen lernen, bewusster mit Sprache umzugehen. Und dafür braucht es Übung.

Wie beim Sport. Da geht man auch nicht einmal ins Fitnessstudio und ist dann fit fürs Leben. Es braucht Wiederholung, Geduld, ein bisschen Disziplin – und manchmal eben auch ein gutes Trainingsgerät.

Und genau darum geht es heute: Ich zeige dir ein super einfaches, kostenloses Tool, das du jederzeit bei dir trägst – deinen Atem.

Der Atem als Sprachtrainer

Vielleicht denkst du jetzt: Mein Atem? Was hat der bitte mit Kommunikation zu tun? Die Antwort: ziemlich viel.

Diese Erkenntnis kam mir während meiner Yogalehrer-Ausbildung. Ein ganzes Wochenende lang haben wir uns mit dem Atem beschäftigt. Anatomie, Atemvolumen, Muskelgruppen, Atemführung. Und je tiefer ich eingestiegen bin, desto klarer wurde mir: Der Atem ist nicht nur für unseren Körper wichtig – er ist auch ein Schlüssel zu bewusster, achtsamer Sprache.

Denn beim Atmen und beim achtsamen Sprechen geht es um dasselbe:
👉 Bewusstsein
👉 Verbindung

Beides sind auch zentrale Aspekte der Gewaltfreien Kommunikation nach Marshall Rosenberg. Und jetzt zeige ich dir, wie sich das konkret verbindet.

1. Bewusstsein: Atmen bringt dich ins Hier und Jetzt

Dein Atem ist immer da. Du atmest, ob du daran denkst oder nicht. Das macht ihn zum idealen Anker.

Wenn du beginnst, deinen Atem zu beobachten – einfach nur: Ich atme ein. Ich atme aus. – dann bist du automatisch im Moment. Du bist nicht bei den To-dos von morgen oder bei dem, was gestern schiefgelaufen ist. Du bist bei dir. Jetzt. Und genau das ist die Basis für achtsame Sprache: Anwesend sein.

In der Gewaltfreien Kommunikation ist das auch der erste Schritt – beobachten ohne zu bewerten. Und das geht mit dem Atem wunderbar. Er hilft dir, einen Moment innezuhalten, bevor du antwortest oder sprichst. Einen Atemzug Abstand zwischen Reiz und Reaktion.

2. Verbindung nach innen: Was in dir lebendig ist

Der zweite Schritt in der Gewaltfreien Kommunikation lautet: Gefühle wahrnehmen.

Und auch hier hilft dir dein Atem. Denn dein Atem ist wie ein inneres Barometer. Er zeigt dir, wie es dir gerade geht:

  • Flach und schnell? Vielleicht bist du gestresst oder aufgeregt.
  • Tief und ruhig? Du bist entspannt und bei dir.
  • Stockend oder kaum spürbar? Vielleicht bist du traurig, erschrocken oder angespannt.

Unsere Sprache spiegelt das schon lange wider:

„Mir stockte der Atem.“
„Das hat mir den Atem verschlagen.“
„Ich lausche mit angehaltenem Atem.“
„Ich genieße das Leben in vollen Zügen.“

Wenn du regelmäßig deinen Atem beobachtest, lernst du dich selbst besser kennen. Du spürst schneller, wie es dir geht – und kannst bewusster damit umgehen. Auch im Gespräch.

3. Verbindung nach außen: Wir atmen alle dieselbe Luft

Der dritte und vierte Schritt in der Gewaltfreien Kommunikation drehen sich um Bedürfnisse und Bitten – also um Verbindung nach außen. Und auch hier ist dein Atem ein schönes Symbol.

Denn: Wir atmen alle dieselbe Luft. Egal wo wir leben, wie wir aussehen, wie alt wir sind oder wie unser Leben verläuft – wir alle brauchen Sauerstoff zum Überleben. So wie wir alle die gleichen menschlichen Bedürfnisse teilen: nach Sicherheit, Zugehörigkeit, Wertschätzung, Freiheit, Liebe.

Wenn du dir das bewusst machst – dass dein Atem dich auf ganz einfache Weise mit allen anderen Menschen verbindet – dann fällt es leichter, offen, zugewandt und respektvoll zu kommunizieren.

Ich finde das ein wunderschönes Bild. Und ein kraftvolles.

Dein Atem als Achtsamkeitstrainer: So geht’s

Was du jetzt tun kannst? Beobachte einfach deinen Atem.
Regelmäßig. Ohne zu bewerten. Ohne etwas verändern zu wollen.

Du kannst dir einen kleinen Zettel auf den Badezimmerspiegel kleben: „Atmen.“
Oder jedes Mal, wenn du in der Warteschlange stehst, kurz innehalten: Ein. Aus.

Und dann beobachte:

  • Wie atmest du, wenn du gestresst bist?
  • Wie atmest du, wenn du wütend bist?
  • Wie atmest du, wenn du dich sicher und wohlfühlst?

Mit der Zeit wird dein Atem dir helfen, bewusster mit deinen Gefühlen und Worten umzugehen. Und damit deine Kommunikation zu verändern – ganz sanft, ganz selbstverständlich, ganz du.

Fazit: Dein Atem ist dein bester Coach

Der Atem verbindet Körper und Geist, Innen und Außen, dich und die anderen.

Wenn du ihn regelmäßig als Anker nutzt, kannst du deine Sprache verändern – nicht von heute auf morgen, aber Schritt für Schritt. Oder besser gesagt: Atemzug für Atemzug.

Denn achtsame Sprache beginnt mit dem Innehalten, langsamer und präsenter werden.


Du willst direkt losatmen? Hier findest du 7 Audio-Atempausen für zwischendurch!

Lust auf mehr?
Schau oder hör dir gern die vier Beiträge zur Gewaltfreien Kommunikation an, in denen ich die vier Schritte einzeln vorstelle: