Gewaltfreie Kommunikation (GFK) ist viel mehr als ein Werkzeug für harmonischere Gespräche. Sie ist ein Weg zu mehr Selbstverantwortung, innerer Klarheit und echter Verbindung – mit uns selbst und anderen. Warum GFK keine Anleitung zum „Nettsein“ ist und was sie wirklich bedeutet, erfährst du in diesem Podcast + Blogartikel.
Hier kannst du die Podcast-Folge anhören:
🔗 Links zur Folge:
- Hier geht’s zum 7-Tage-Basiskurs „Klar und achtsam kommunizieren“.
- Blogartikel: „Junge, warum hast du nichts gelernt?“ – Hindernisse auf dem Weg zur gewaltfreien Kommunikation
Der Anfang einer Reise: Wie mir GFK begegnet ist
Kennst du das? Du hörst zum ersten Mal von einem Begriff – und plötzlich ist er überall. So ging es mir mit der gewaltfreien Kommunikation. Zuerst stieß ich zufällig in einem Online-Artikel auf diesen Ausdruck und fragte mich direkt: „Was soll eigentlich gewalttätige Kommunikation sein?“
Danach begegnete mir das Thema plötzlich überall: in Gesprächen, in Bücherregalen, bei Freunden, in Seminaren. Und mit jeder Begegnung wurde meine Neugier größer. Also fing ich an, tiefer einzusteigen – und mit der Zeit veränderte sich meine Sichtweise auf GFK grundlegend.
Was Gewaltfreie Kommunikation ist
1. Ein Werkzeug zur Selbstreflexion
Für mich war Gewaltfreie Kommunikation zuallererst ein Weg, mit mir selbst in Kontakt zu kommen: Was ist gerade in mir los? Wie fühle ich mich? Was brauche ich eigentlich wirklich?
Die bekannten vier Schritte der GFK – Beobachtung, Gefühl, Bedürfnis und Bitte – helfen mir, meine Gedanken zu ordnen. Besonders in Konflikten zeigt sich, wie wertvoll diese Selbstklärung ist. Denn häufig geht es eben nicht um den Müll, der runtergebracht werden soll, sondern vielleicht um ein tieferes Bedürfnis nach Fairness oder Anerkennung.
2. Eine Haltung – keine Technik
GFK ist keine Methode, die man mal eben anwenden kann wie eine Technik. Es ist eine Haltung, die auf Mitgefühl basiert – mit mir selbst und mit anderen. Die Grundlage dieser Haltung ist das Verständnis, dass wir alle die gleichen Bedürfnisse haben. Ob Sicherheit, Freiheit, Zugehörigkeit oder Erholung – sie verbinden uns auf menschlicher Ebene.
Und daraus entsteht Mitgefühl: Wenn ich erkenne, dass andere genau wie ich handeln, weil sie versuchen, ein Bedürfnis zu erfüllen, entsteht Verbindung statt Trennung.
Was Gewaltfreie Kommunikation nicht ist
1. Kein Sprachmodell zum Auswendiglernen
GFK ist nicht einfach nur eine bestimmte Art zu sprechen. Es geht nicht darum, jeden Satz nach den vier Schritten zu strukturieren – oder „richtig“ zu formulieren. Denn wenn die innere Haltung fehlt, hilft auch das schönste Vokabular nichts.
Ich habe es selbst erlebt: In einer Facebook-Gruppe zur GFK wurde mit „richtigen“ Worten diskutiert, aber die Gespräche waren alles andere als empathisch. Da wurde sich gegenseitig mit Gefühlen und Bedürfnissen „beworfen“, ohne dass echte Verbindung entstand. Die Haltung fehlte – und das spürte man deutlich.
2. Keine Anleitung zum Nettsein
GFK bedeutet nicht, immer freundlich oder nett zu sein. Im Gegenteil: Es geht darum, ehrlich und klar zu sein – und dabei mitfühlend.
Marshall Rosenberg hat die Giraffe als Symbol für GFK gewählt, weil sie das größte Herz aller Landtiere hat. Aber: Sie ist auch wehrhaft. Und das ist ein wichtiger Punkt: Gewaltfrei zu kommunizieren heißt nicht, zu allem Ja zu sagen. Es heißt, Verantwortung zu übernehmen – für die eigenen Gefühle, Wünsche und Grenzen – und die auch klar zu äußern.
Zum Beispiel nicht zu sagen: „Weil du mich nervst, will ich allein sein“, sondern: „Ich bin gerade sehr aufgewühlt und brauche etwas Ruhe für mich.“
Mein persönliches Fazit zur gewaltfreien Kommunikation
GFK hat mein Leben verändert – aber nicht, weil ich jetzt „richtig“ spreche. Sondern weil ich mich selbst besser verstehe. Weil ich gelernt habe, bei mir anzufangen. Und weil ich die Freiheit gefunden habe, ehrlich zu sagen, was ich brauche – ohne andere dafür verantwortlich zu machen, wie es mir geht.
Sie ist kein Tool, das man mal eben in einem Seminar lernt und dann „beherrscht“. Sie ist ein lebenslanger Lernprozess, ein Weg. Und sie beginnt immer wieder bei uns selbst.