Kommunikation ist mehr als Worte – sie steckt in allem, was wir tun (und lassen). In diesem Beitrag geht es darum, wie dein Alltag dir ständig zeigt, was in dir vorgeht – egal, ob du kochst, deine Steuererklärung vermeidest, Netflix schaust oder Yoga machst. Mit einem achtsamen Blick auf deine kleinen Fluchten, deine Routinen und deine Körpersprache kannst du herausfinden, was du wirklich brauchst.
Hier kannst du die Podcast-Folge anhören (erschienen am 30.03.2021):
Warum Kommunikation viel mehr ist als Worte
Vielleicht hast du diesen Satz von Paul Watzlawick schon mal gehört: Man kann nicht nicht kommunizieren. Klingt fast schon abgedroschen – aber es steckt so viel Tiefe darin, wenn man sich wirklich darauf einlässt.
Denn Kommunikation bedeutet eben nicht nur, was wir sagen. Sondern auch, wie wir gucken, wie wir schweigen, wie wir atmen. Wie wir durchs Zimmer schlurfen oder wie wir unsere Steuererklärung monatelang vor uns herschieben. Es ist alles Kommunikation. Auch das, was wir vermeiden, sagt etwas. Und das ist das eigentlich Spannende.
Nonverbale Kommunikation im Alltag erkennen
Ich lade dich ein: Geh doch mal einen Tag lang mit diesem Gedanken im Hinterkopf durch dein Leben: Ich kommuniziere jetzt gerade. Immer.
Wenn du kochst, wenn du deinem Kind zuhörst, wenn du Yoga machst, wenn du Serien schaust. Wenn du deinen Schreibtisch aufräumst, statt endlich die längst überfällige E-Mail zu schreiben. Wenn du deinen Partner nicht ansprichst, obwohl dich etwas stört. Oder wenn du dir vornimmst, dich endlich um deine Finanzen zu kümmern – und dann doch lieber den Badezimmerschrank sortierst.
Das alles ist Kommunikation. Denn es sagt etwas über dich aus. Über deine Gefühle. Über deine Bedürfnisse. Über das, was dir wichtig ist. Und über das, wovor du dich vielleicht drückst.
Kleine Fluchten im Alltag – und was sie dir zeigen können
Ein Dozent aus meiner Yoga-Ausbildung hat mal gesagt:
„Die meisten Menschen verbringen mehr Zeit damit, ihre Steuererklärung nicht zu machen, als sie einfach zu erledigen.“
Und dieser Satz hat mich echt getroffen – weil er so wahr ist. Auch ich habe schon Wochen, nein Monate, damit verbracht, Dinge zu vermeiden. Und in dieser Zeit unglaublich viel Energie verloren. Weil ich zwar nichts gemacht habe – aber innerlich ständig im Widerstand war. „Eigentlich müsste ich…“ – „Aber ich will nicht…“.
Und das ist ein Schlüssel: Unsere kleinen Alltagsfluchten, unsere Ausweichmanöver, sagen uns oft ziemlich genau, wo wir gerade stehen. Und was wir (noch) nicht sehen oder fühlen wollen.
Netflix und Schokolade – oder: Was brauche ich gerade wirklich?
Ein anderes Beispiel: Stell dir vor, du sitzt abends auf dem Sofa, schaust eine Serie und isst Schokolade. So weit, so normal. Aber was wäre, wenn du dir in diesem Moment einfach mal die Frage stellst:
Was kommuniziere ich mir gerade selbst?
Bin ich erschöpft? Brauche ich Ruhe? Geborgenheit? Möchte ich mich ablenken – und wenn ja, wovon? Wichtig: Es geht dabei nicht darum, dich zu optimieren oder zu analysieren. Sondern mit liebevoller Neugier auf dich selbst zu schauen. Und das, was du tust, als eine Form von Sprache zu verstehen.
Vielleicht sagt das Sofa dir: „Ich brauche gerade Entspannung.“
Vielleicht sagt die Schokolade: „Ich sehne mich nach etwas Süßem und Vertrautem.“
Vielleicht sagt die Serie: „Ich will gerade nicht fühlen müssen und mich einfach ablenken.“
All das ist okay. Es wird nur dann schwierig, wenn wir uns dem entziehen – und blind im Autopilot unterwegs sind.
Körpersprache und Achtsamkeit: Dein Körper spricht mit
In den letzten Monaten habe ich mich intensiv mit Yoga beschäftigt. Und je tiefer ich eingetaucht bin, desto klarer wurde mir:
Gewaltfreie Kommunikation und Yoga passen richtig gut zusammen.
Denn im Yoga geht es – genau wie in der achtsamen Kommunikation – darum, in Kontakt mit sich selbst zu kommen. Zu spüren: Wie geht es mir gerade? Nicht nur vom Kopf her. Sondern mit dem ganzen Körper.
Oft kreisen wir in der gewaltfreien Kommunikation um Gefühle und Bedürfnisse – aber bleiben dabei im Denken stecken. Yoga erinnert uns daran, dass wir auch einen Körper haben, der mitredet. Und der uns manchmal viel deutlicher zeigt, was Sache ist, als unser Verstand es je könnte.
Es ist ein Gesamtkunstwerk: das, was du sagst, was du tust, wie du bist. Deine Stimme, dein Blick, deine Haltung – das ist deine Kommunikation. Worte sind nur ein Teil – die Magie liegt tiefer.
Innere Anteile verstehen: Warum wir manchmal nicht ins Tun kommen
Und wenn du gerade an einem Punkt bist, an dem du dich fragst, warum du etwas nicht schaffst oder nicht ins Tun kommst: Vielleicht ist es ein innerer Anteil von dir, der da gerade nicht mitziehen will.
Vielleicht ein ängstlicher, ein müder, ein verletzter Teil. Vielleicht dein inneres Kind. Oder der Teenager in dir, der rebelliert. Vielleicht braucht dieser Teil erstmal Aufmerksamkeit, bevor du wieder ins Handeln kommst.
Ich kenne solche Momente natürlich auch. Was mir dann hilft, ist mich zu fragen: Was brauche ich, um es mir leichter zu machen? Manchmal ist es eine Runde Tanzen, Boxen oder Yoga, bevor ich mich an den Schreibtisch setze. Manchmal sind es Tee und warme Socken. Oder ein tiefer Atemzug.
Was würde dir guttun und helfen, den ersten Schritt zu gehen?
Alles ist Kommunikation – und du bist eingeladen, hinzuhören
Wenn du also aus diesem Artikel nur einen Impuls mitnimmst, dann vielleicht diesen:
Lebe einen Tag lang mit dem Gedanken: Alles, was ich tue – und nicht tue – ist Kommunikation.
Und dann beobachte: Was zeigt sich da? Wo weichst du aus? Was meidest du – und warum? Was brauchst du vielleicht wirklich? Und was würde passieren, wenn du es dir erlaubst, genau da hinzuschauen?
Nicht, um alles „richtig“ zu machen. Sondern, um dich selbst besser zu verstehen.
Denn das ist der Anfang von echter, tiefer, ehrlicher Kommunikation – mit dir selbst und mit anderen.
Zum Schluss
Ich hoffe, dieser kleine Einblick in meine Gedankenwelt hat dich inspiriert. Vielleicht hat er dich neugierig gemacht, mal genauer hinzuschauen. Oder liebevoller mit dir zu sein. Oder einfach nur erinnert: Du bist nicht allein mit deinen Ausweichmanövern.
Mach’s dir gemütlich. Nimm wahr, was du brauchst und was dich stärkt. Und sei gut zu dir.